28.03.2017 - Wer einige Stunden eine Strecke mit den anspruchsvollen Anstiegen und kurvenreichen Abfahrten gelaufen ist, darf rechtschaffen hungrig sein.
Er sollte sich die Zeit von fünfzehn Minuten nehmen, um ins benachbarte Sebastiano di Folgaria (Vielgereuth) zu fahren und am Hornberg das Hotel mit Gasthof Al Sole (Via Lega Nazionale 49) aufzusuchen, das von der Familie Dalprà betrieben wird.
Vater und Tochter Dalprà Die Räume sind stilvoll, aber nicht überladen eingerichtet, man wird deutsch- und italienischsprachig bedient.
Das Essen ist exzellent, es verbindet bodenständig-regionale Küche mit mediterranen Einflüssen.Marzemino - Rotwein aus der Region Sehr zu empfehlen ist das Hirschgulasch mit Polenta und Erbsen, als Secondo serviert.
Dazu eignet sich der hier sehr beliebte, leichte, dennoch markante Rotwein Marzemino, der aus der Region stammt. Der noch warme, duftende Apfelstrudel mit einem Hauch Schlagsahne rundet das Menü auf eine Weise ab, die keinen Wunsch offen lässt.
Wenn man nicht in den Bergen bleiben möchte, sondern die Abwechslung der Stadt sucht, fährt man die serpentinenreiche Straße ins etwa 40 Minuten entfernte Rovereto – ein Kleinod, dessen Antlitz zum großen Teil in den 100 Jahren geprägt wurde, in denen die Stadt unter venezianischem Einfluss stand. Ab 1509 gehörte sie zu Tirol, mit einer kurzen Unterbrechung bis 1918.
Die Touristenströme ziehen an ihr vorbei in Richtung Gardasee und Verona oder entgegengesetzt in Richtung Südtirol. Der Vorteil für den Besucher liegt auf der Hand: In der Stadt lernt man nahezu unverstelltes italienisches Leben kennen.
Das Café BontadiDen Kaffee trinkt man am besten im Bontadi, das 1790 gegründet wurde (Vicolo del Messaggero 10). Frisch gemahlen kommt der Kaffee in die Espressomaschine.
Der Raum ist erfüllt von umwerfendem Kaffeegeruch und Rockmusik aus den 60ern, unverkennbar Steppenwolf, der keinen Kontrast sondern unerwartete Bereicherung der Atmosphäre bildet.
Das Café bietet zusätzlich eine große Auswahl von Schokolade, apart eingepacktes Gebäck, Konfitüre, Honig und Konfekt in mit Schleifen geschmückten Schachteln, die man früher in Deutschland Bonbonière nannte.
Sollte man hier nicht unterkommen, findet man vor dem Eingang auf der Piazza mit dem Neptunbrunnen ganz sicher einen Sitzplatz.
Während es im Gebirge noch Frost gibt, herrschen in Rovereto bereits frühlingshafte Temperaturen.
Ein Ausflug ins KaffeemuseumAnschließend lohnt ein Blick in das Kaffeemuseum um die Ecke.
Die ausgestellten Espressomaschinen repräsentieren 100 Jahre italienische Kulturgeschichte.
Einige versehen heute noch in abgelegenen Gegenden der Welt ihren Dienst. In den hinteren Räumen befindet sich die älteste Kaffeerösterei Italiens, die ebenfalls besichtigt werden kann (Anmeldung unter 39 464 421110).
Nach einem Rundgang durch die Stadt, bei dem die Kirche San Marco nicht ausgelassen werden darf, auf deren Orgel Mozart gespielt hat, kann man den Abend im Ristorante Il Doge (scala del redentore 4) ausklingen lassen.
Ristorante Il Doge Man trifft auf eine kreativ-moderne Küche, die sich deutlich etwa von der Trattoria wenige Meter entfernt abhebt.
Das Fischmenü hält als Antipasto rohen Schwertfisch mit reichlich Kümmel und Fenchelgarnierung bereit.
Der Primo wird von Tagliolini bestritten, die durch eine delikate Soße aus Sardinen gebunden werden, wozu Brokkoli aus der Region des nahen Gardasees gehört.
Als Secondo reicht das Ristorante Thunfisch, der, kurz angebraten, in der Mitte noch roh bleibt. Dazu gibt es roten Pfeffer und sautierte Blumenkohlröschen. Als Wein ist wieder der Marzemino zu empfehlen, der vorzüglich auch zu Fisch passt. Die gediegene Atmosphäre wird ebenso durch unverputzte Backsteinwände und Gewölbe wie durch einzeln stehende Tische erzielt, von dezentem Kerzenlicht beleuchtet – eine Einladung zu Treffen und Gesprächen, bei denen man unter sich sein will.
Das idyllische Trentino, eine der autonomen Regionen Italiens, ist unbedingt ein Abzweigen von der Autobahn wert.
Text: Michael G. Fritz
www.michaelgfritz.de